Das Haus Salzburger Vorstadt 15

Willkommen auf der Website zur Neugestaltung des Gebäudes Salzburger Vorstadt 15 in Braunau am Inn. Hier finden Sie Informationen zur wechselvollen Geschichte des Hauses, den laufenden archäologischen Untersuchungen und den Ergebnissen des Architekturwettbewerbes.

Wettbewerb

EU-weiter, nicht offener, einstufiger Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren und mit anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Generalplanerleistungen zur Erlangung von Vorentwurfskonzepten für die Umgestaltung des Gebäudes Salzburger Vorstadt 15 am Standort 5280 Braunau.

Die Sitzung des Preisgerichts fand am 19.05.2020 statt. Als Gewinner ging das Architekturbüro Marte.Marte Architekten ZT GmbH  aus Feldkirch hervor.

Rendering_Salzburger Vorstadt 15_Rang 1_Siegerprojekt
RANG 1: Projekt 1003 / Marte.Marte Architekten ZT GmbH, Feldkirch
Auszug aus dem Juryprotokoll

Mit den Worten der Verfasser zeigt sich in der Westfassade „die Krafts des Einfachen und Schmucklosen“. Der Doppelgiebel der geputzten Lochfassade kommt der Intention der Purifizierung und der Einordnung in den Kontext des Stadtbildes mit der geforderten Neutralisierung besonders nahe. Im Sinne einer schnörkellosen Rückführung werden die Bormannschen Überformungen
entfernt. Umso einfacher sich das Gebäude darstellt, desto weniger wird es zukünftig Aufmerksamkeit erregen. Die Gliederung in drei Bauten und zwei Höfe, ist stadträumlich und von der inneren Ordnung schlüssig. Die Fortführung der Idee des Doppelgiebels mit seiner Variation über die drei Baukörper wird positiv gewürdigt. Die denkmalpflegerischen Forderungen werden in der bestehenden Struktur mit großer Zurückhaltung bearbeitet. Es gelingt dennoch eine plausible funktionale Zuordnung. Die klare Kante des Gebäudes mit der Führung der Schmiedgasse und dem Übergang in den Platzraum bildet einenbesonders gelungenen Stadtraum. Die Überschüttung der Tiefgarage und die dort modellierte Oberfläche, die zur Pflanzung der Bäume notwendig ist,
verhindert gemeinsam mit den Bäumen ungewünschte Versammlungen in besonders gelungener Weise. Der Freiraum bzw. die Platzgestaltung suggeriert eine Wiesenfläche. Dies sollte überdacht werden. Die oberflächlichen Stellplätze könnten reduziert werden, falls in der Garage ausreichend nachgewiesen werden können.Empfehlungen des Preisgerichts:
In weiterer Folge des Planungsprozesses sind mit der Nutzerin und weiteren Beteiligten die funktionalen, städtischen sowie denkmalpflegerischen Belange zu erarbeiten.

Rang 2 & 3

2. Rang: Projekt 1002 / TP3 Architekten, Linz

Rendering_Salzburger Vorstadt 15_Rang 2

3. Rang: Projekt 1001 / Kassarnig ZT GmbH, Graz

Rendering_Salzburger Vorstadt 15_Rang 3

Anerkennungen:
Projekt 1006 / Architekt Knauer, Wien
Projekt 1010 / ARGE PLOV Architekten T GmbH und Arch. DI Franz Denk, Wien
Sonderpreis/Anerkennung: Projekt 1008 / ARGE KABE, Wien und Springer, Berlin

© Paul Ott, Graz; Salzburger Vorstadt 15_Außenansicht mit Autos
© Paul Ott

Bauhistorie

Biedermeierfassade? Hitler-Wohnung? Nazi-Umbau? Im Vorfeld des Architekturwettbewerbs fand eine bauhistorische Untersuchung statt, mit dem Ziel das Alter und die Entwicklung des Hauses zu verstehen. Die Ergebnisse von damals flossen in die Planung ein und jetzt, während die Baustelle im Gange ist, führen neue Beobachtungen zu einer Verdichtung unseres Informationsstands. Was wissen wir wirklich über die Geschichte des Hauses Salzburger Vorstadt 15?

Baualterspläne zum Download
Exkurs: Die Bürgerhäuser Braunaus

Traditionelle Bürgerhäuser in Braunau am Inn haben zwei Obergeschosse und darüber, vor dem Dach, entweder einen Dreiecksgiebel oder eine so genannte Vorschussmauer, die wie ein drittes Obergeschoß wirkt. Die Häuser stehen auf langgestreckten mittelalterlichen Parzellen und haben zur Straßenseite meist drei Fensterachsen. Die Haustür öffnet sich in einen seitlichen Flur, der auf jedem Stockwerk zu finden ist und sich durch das gesamte Anwesen über den Arkadengang im Innenhof bis zum Hintergebäude zieht. Normalerweise sind die Häuser drei Räume tief mit einem Wohnzimmer im 1. Obergeschoß zur Straße hin, einem Schlafzimmer zum Hof und dazwischen der Küche, einer Schlotküche von der Art, die wir heute „Rauchküche“ nennen.Ähnliche Gebäude sind überall in der Braunauer Altstadt zu finden. Sie stammen meistens aus dem 16./17. Jahrhundert, aber manchmal sind noch mittelalterliche Reste erhalten. Das jetzige Haus Salzburger Vorstadt 15 entstand ca. 1746,  als zwei ältere Häuser dieses Typs zusammengelegt wurden.

Salzburger Vorstadt 15_ Typische Braunauer Häuser am Hauptplatz (©Paul Mitchell, 2019)
Typische Braunauer Häuser am Hauptplatz (©Paul Mitchell, 2019)
Exkurs: Historische Bauforschung

Alte Häuser wurden irgendwann gebaut, sind aber nicht auf einmal entstanden. Soll heißen: Immer wieder werden Gebäude aufgestockt, umgebaut oder neu gestaltet – in der historischen Bauforschung spricht man von „Bauphasen“, also von Baukampagnen in der Vergangenheit, die ein Haus maßgeblich verändert haben. Der Bauforscher oder die Bauforscherin liefert Informationen über die bestehende Bausubstanz eines Hauses und trägt so zum Planungsprozess bei. Wie alt ist dieser Bauteil genau? Wo kann ich eingreifen, ohne die ältesten oder bemerkenswertesten Teile eines Hauses zu zerstören?

Die Arbeit beginnt mit einer genauen Dokumentation und meistens lässt sich die „Bauabfolge“, also die chronologische Reihenfolge, in der die verschiedenen Wände und Decken, Fenster und Böden errichtet wurden, nach und nach entschlüsseln. Die Glieder dieser Kette historischer Ereignisse können datiert werden – durch Bauweisen und Baustoffe, die sich im Laufe der Zeit verändern, mit der Hilfe von Archivquellen oder historischen Abbildungen, über kunsthistorische Details oder durch den Einsatz von naturwissenschaftlichen Methoden, wie der „Dendrochronologie“ (Bestimmung des Holzalters durch vergleichende Analyse der Baumringe). Das Ergebnis ist eine „Baugeschichte“ des Hauses

„Baualterspläne“ zeigen das Alter des Haues Stockwerk für Stockwerk, Mauer für Mauer. Im Haus Salzburger Vorstadt 15 konnten bisher sieben Bauphasen identifiziert werde

Salzburger Vorstadt 15_ Untersuchungsöffnung eines Bauforschers. Das alte, regelmäßige Mauerwerk (grauer Mörtel, links) wurde durchbrochen und die entstandene Öffnung später mit einem chaotischen Flickenteppich verfüllt (weißlicher Mörtel, rechts) (©Paul Mitchell, 2023)

Untersuchungsöffnung eines Bauforschers. Das alte, regelmäßige Mauerwerk (grauer Mörtel, links) wurde durchbrochen und die entstandene Öffnung später mit einem chaotischen Flickenteppich verfüllt (weißlicher Mörtel, rechts) (©Paul Mitchell, 2023)
Mittelalter

Die Geschichte des Hauses Salzburger Vorstadt 15 reicht bis ins Mittelalter zurück. Aus dieser Zeit ist ein Kellerraum erhalten, der sich im nördlichen Teil des Hauses befindet, also auf der linken Seite, wenn man vor der Hauptfassade steht. Der schöne Raum ist ca. 10 x 5 m groß und bis zu 3,5 m hoch. Wände und Gewölbe des Raums sind aus Tuffquadern, die in fast perfekten Lagen verlegt sind. Diese Bauweise – in Braunau gibt es mehrere solcher Keller – lässt auf eine Entstehung im Spätmittelalter schließen (14./15. Jahrhundert). Der Zugang zum Raum erfolgte ursprünglich vom Hof im Osten. Erhalten ist eine verfüllte mittelalterliche Kellerfensternische; daneben befand sich ein heute weitgehend zerstörtes Portal, das zu einer Aufgangsrampe führte. Seit Kurzem wissen wir auch, dass die Mauer zum Haus Nr. 13 ebenfalls im Kern mittelalterlich ist und es ist durchaus möglich, dass im Erd- oder im 1. Obergeschoß weitere mittelalterliche Überreste noch verborgen sind. Spätestens um 1500 also befand sich auf dem Grundstück ein mehrgeschossiges Steingebäude mit Keller. Auch andere, heute unbekannte mittelalterliche Baukörper sind denkbar, zum Beispiel Fachwerkbauten.

Salzburger Vorstadt_ Gewölbe und Wand aus Tuffquadern im mittelalterlichen Keller (©Paul Mitchell, 2019)
Gewölbe und Wand aus Tuffquadern im mittelalterlichen Keller
(©Paul Mitchell, 2019)
Zwei Häuser der Frühen Neuzeit (16./17. Jahrhundert)

Über das Anwesen vor dreihundert Jahren wissen wir mehr, denn das Haus entstand aus der Zusammenlegung zweier schmalen Häuser, deren Besitzer seit dem späten 17. Jahrhundert bekannt sind. Es waren einander sehr ähnliche Exemplare eines in Braunau häufigen Haustyps, das dreiachsige Haus mit Seitenflur. Der oberirdische Bestand dieser Phase besteht, wie bei allen jüngeren Phasen, soweit erkennbar ausschließlich aus Ziegelmauerwerk.Im linken, nördlichen Haus wurde an der Rückseite des mittelalterlichen Kellers, also unter dem Hof, ein zweiter Kellerraum angebaut. Der neue Keller war mit einem Tonnengewölbe aus Ziegeln überspannt, seine Wände sind aus Mischmauerwerk (Stein + Ziegel). Spätestens im 17. Jahrhundert entstand in weiterer Folge nicht nur der heutige Seitenflur, sondern auch der Arkadengang im Hof. Diese Gebäudeteile sind von Gewölben überspannt, deren Form stilistisch charakteristisch für dieses Jahrhundert ist. Der Flur, der in allen drei Geschossen vorhanden ist, und das Treppenhaus, das bis zum Dachgeschoß führt, beweisen, dass das nördliche Haus bereits damals ungefähr die heutige Höhe hatte. Heute sind noch kleine Nischen in der Nordwand erhalten, die über die drei Geschosse des Flurs verteilt sind. Sie dienten als Abstellnischen für Öllampen oder Kerzen. Im 1. Obergeschoß befand sich eine für Braunau and das Inntal typische Folge von drei Obergeschoßräumen, die hintereinander angereiht waren. Die Küche lag in der Mitte, an ihrer Stelle ist heute ein Lichthof. Das südliche Haus, also der Gebäudeteil rechts neben der Schmiedgasse, war dem nördlichen Haus sehr ähnlich. Sein gewölbter Keller besteht noch, wurde aber im 20. Jahrhundert mit hartem Zementputz überzogen und verbaut. Von seinem Seitenflur, auch hier links, ist nur noch ein kurzes Stück im Erdgeschoß erhalten. „Baunähte“ (senkrechte Fugen zwischen Mauerteilen) zeigen, dass dieser Flur im Erdgeschoß zur Straße sowie in allen Geschossen zu einem Arkadengang im Hof führte. Ein letzter Rest des ehemaligen Treppenhauses dieses Hauses ist anscheinend im Dachgeschoß erhalten. Auch im südlichen Haus befand sich die Küche im 1. Obergeschoß , wo der Rauchfang (über dem Ofen) in umgebauter Form erhalten geblieben ist. Das darüber liegende Schlot führt heute noch bis in den Dachboden. Auch die Regelmäßigkeit der Fensternischen an der Hauptfassade lässt auf eine Datierung in die frühe Neuzeit schließen.

Salzburger Vorstadt 15_ Arkadengang im 1. Obergeschoß (©Paul Mitchell, 2021)
Arkadengang im 1. Obergeschoß (©Paul Mitchell, 2021)
Zusammenlegung
1746

Die Zusammenlegung der Häuser könnte auf die Belagerung von 1743 während des Österreichischen Erbfolgekrieges zurückzuführen sein. Durch Artilleriebeschuss der Osterreicher wurden viele Bürgerhäuser beschädigt, nicht zuletzt in der Salzburger Vorstadt. Bis 1746 kamen beide Häuser in den Besitz der Familie Wimhölzl/Haidenthaler, die das neu zusammengelegte Gebäude als Gasthaus betrieb. Im Dachgeschoß ist aus dieser Zeit eine „Vorschussmauer“ erhalten, die vermutlich einem „Grabendach“ aus zwei Satteldächern vorgesetzt war. Das Ausmaß der Veränderungen ist ansonsten unklar, allerdings wurde die Küche auf der Seite zur Schmiedgasse aufgegeben und es gab wohl einige neue Türen und Fenster. Spätestens jetzt wurde das Hintergebäude zur Brauerei.

Umbau vor 1854

Die bisherige Hauptfassade des Hauses ist die Kopie einer originalen „biedermeierzeitlichen“ Fassade, die sich stilistisch in das 2. Viertel des 19. Jahrhunderts und auf jedem Fall Jahr vor 1854 datieren lässt. Im Oberlichtgitter des Eingangstors sind die Initialen „MB“ angebracht, die für Michael Brandl stehen, der bis 1854 Hausbesitzer war. Mit der Fassade Brandls entstand ein neues Dachgeschoß: Traufständig zur Salzburger Vorstadt, abgewalmt an der Ecke zur Schmiedgasse, ein Grabendach zum Hof. Es gab auch Einzelfenster, die durch die erhaltenen tiefen Fensternischen vor der Witterung geschützt waren und eine Mischung aus damals alt- und neumodischen Beschlägen aufwiesen. Ähnliche, aber etwas einfachere Außenfenster wurden später eingebaut. Alte Stuckleisten, die heute noch einige Decken der Wohnraume einrahmen, konnten aus dieser Zeit stammen.

Salzburger Vorstadt 16_ Fenster im 1. Obergeschoß (©Paul Mitchell, 2019)
Fenster im 1. Obergeschoß (©Paul Mitchell, 2019)
Die „Hitler-Wohnung“

Zwischen 1854 und 1912 wechselten das Gasthaus „Zum braunen Hirschen“, wie es vor 1912 hieß, samt dazugehöriger Brauerei, die sich im Hintergebäude östlich des Hofs befand, mehrmals den Besitzer. Aus dieser Epoche sind die ersten Bauakten bekannt. Der Zollbeamte Alois Hitler und Familie bewohnten zwischen 1883/84 und Juni 1889, kurz nach Adolfs Geburt, mehrere Räume des Hauses. Es ist wahrscheinlich, dass die Familie Hitler im 2. Obergeschoss wohnte, wie es auch schon in den 1930er und 40er Jahren hieß. Die Brauerei hinter dem Haus bot keine Unterkunft für eine bürgerliche Familie und die Räume direkt über dem Gasthaus wären wohl der Wirtsfamilie vorbehalten gewesen. Bereits 1936 „rekonstruierte“ der Gastwirt Josef Pommer das „Geburtszimmer“ Hitlers dort in einem aufwendigen Stil, der wahrscheinlich nicht authentisch war. Die echte „Hitler-Wohnung“ existiert seit gut hundert Jahre nicht mehr, da die Raumaufteilung des 2. Obergeschosses mehrfach verändert wurde. Schon für einen nicht genau bekannten Zeitraum bis 1918 war das Geschoß vom Militär mit Sitz im Nachbarhaus Nr. 13 gemietet. 1918 übernahm die Gemeinde den Mietvertrag und setzte 1919 den Umbau der leerstehenden Raume für Wohnzwecke durch. Um 1925 ließ Josef Pommer die beiden straßenseitigen Raume im Erdgeschoß zusammenlegen. Das Gasthaus erhielt mächtige neugotische Fenster, die kaum Bezug zu den sonstigen Fensterachsen hatten. Während der NS-Zeit und in den letzten Jahrzehnten wurde das 2. Obergeschoß weiter umgebaut.

Salzburger Vorstadt 15_Originale Skizze des Umbaus des 2. Obergeschosses, 1919/20 (Bauakt)
Originale Skizze des Umbaus des 2. Obergeschosses, 1919/20 (Bauakt)
„Führergeburtshaus“ 1938-1945

Nur zehn Wochen nach dem deutschen Einmarsch verkaufte Josef Pommer das nunmehrige „Führergeburtshaus“ an den „Reichsleiter“ der NSDAP, Martin Bormann – stellvertretend für die Partei. Die Straße Salzburger Vorstadt wurde in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Es begann eine Planungs- und Umbauprozedur, die bis 1943 andauerte. Das derzeitige Erscheinungsbild des Hauses ist nicht zuletzt das Ergebnis dieser Baukampagne. Ausführender Architekt, also der Mann vor Ort, war, war zumindest in den Jahren 1942–43 Karl Tobisch-Labotýn (*1897 Wien-†1977 Linz). Für den Entwurf dürfte Roderich Fick (*1886 Würzburg-†1955 München) verantwortlich gewesen sein, der bis 1941 der wichtigste Architekt des Führerkomplexes Obersalzberg war.Der heute nachvollziehbare erste Schritt war der Bau eines neuen Dachstuhls im Jahr 1940, wie die Dendrochronologie und eine Plakette im Dachgeschoß belegen. Gleichzeitig wurden die Fassade erneuert, wie eine restauratorische Untersuchung 2019 überraschend ergab: Einige Indizien zeigten, dass die alte Fassade im Bereich der Obergeschosse damals abgeschlagen und detailgetreu nachgebaut wurde. Mit dieser neuen Fassade im oberen Teil ging die Wiederherstellung des alten Zustandes im Erdgeschoss einher. Die jetzige Fassade des Hauses ist also sozusagen eine Fälschung. Die Fenster wurden damals sorgfältig renoviert. Der Großteil der Innenausbauten fand ab 1942 statt. Im Haus stammen noch einige Details – Türbeschläge, Handläufe, Geländer – aus dieser Zeit. Dazu gehörte der Ausbau des Treppenhauses mit Granit ausgerechnet aus den SS-Steinbrüchen im KZ-Komplex Mauthausen-Gusen. Im Erdgeschoß wurden Bodenplatten aus Marmor eingebracht. Zentralheizung wurde eingebaut und ein Luftschutzkeller eingerichtet. Ab 1938 und vor allem 1942/43 fand auch der vollständige Abbruch des Brauereigebäudes hinter dem Haus statt. Das Haus wurde im Frühjahr 1943 eröffnet. Im Erdgeschoß zog die Stadtbücherei (Schild „Volksbücherei“) ein, die Obergeschosse wurden, neben einem erneuerten „Geburtszimmer“, für eine Kunstausstellung genutzt.

Salzburger Vorstadt 15_ Im Dachgeschoß die Plakette einer Holzimprägnierungsfirma aus Augsburg, Deutschland, datiert 16. November 1940 (©Paul Mitchell, 2019)
Im Dachgeschoß die Plakette einer Holzimprägnierungsfirma aus Augsburg, Deutschland, datiert 16. November 1940 (©Paul Mitchell, 2019)
Salzburger Vorstadt 15_ Das Haus im Marz 1938 noch mit den Gasthausfenstern aus der Zeit um 1925 (aus der SS-Zeitschrift Das Schwarze Korps, 17. März 1938)
Das Haus im März 1938 noch mit den Gasthausfenstern aus der Zeit um 1925 (aus der SS-Zeitschrift Das Schwarze Korps, 17. März 1938)
Geschichte des Hauses seit 1945

Braunau am Inn wurde am 2. Mai 1945 von US-Streitkräften befreit. Nach einer dreijährigen Unterbrechung setzte sich der Betrieb der Bücherei bis 1968 fort. Nach einigen Jahren Unsicherheit zog danach eine „Tagesheimstatte mit Arbeitstherapie“ der Oberösterreichischen Lebenshilfe ein. Ein Aufzug wurde eingebaut, Sanitärräume eingerichtet. Eine Diskussion über den baulichen Zustand des Hauses begann bereits vor dem Jahr 2000. Nach dem Auszug der Lebenshilfe im Jahr 2011 führten umfangreiche Diskussionen zur Enteignung des Hauses durch die Republik 2016/2017.

Salzburger Vorstadt 15_Einbau des Aufzugs und von Sanitärräumen im 1. Obergeschoß, 1976 (Bauakt)
Einbau des Aufzugs und von Sanitärräumen im 1. Obergeschoß, 1976 (Bauakt)
Zusammenfassung

Das alte Braunauer Bürgerhaus Salzburger Vorstadt 15 hat eine interessante Geschichte. Ein gut erhaltener Kellerraum stammt sogar noch aus dem Spätmittelalter. Vor 1746 standen auf dem Grundstück zwei typische „Seitenflurhäuser“ und die Mauern und Gewölben von damals sind noch erhalten. 1746 gelangten die beiden Häuser in gemeinsamen Besitz und wurden zusammengelegt. Der Eigentümer ließ vor 1854 ein neues Dach, neue Innenfenster und auch eine Biedermeierfassade schaffen, die zwar in der Form, aber nicht in der Substanz erhalten ist. Die „Hitler-Wohnung“ befand sich höchstwahrscheinlich im zweiten Obergeschoß, wurde jedoch vor 1918 umgebaut und seit 1889 insgesamt viermal verändert, so dass heute kaum noch etwas von dem, was damals vorhanden war, erhalten ist. Das heutige Erscheinungsbild des Hauses geht unter anderem auf die Umbauten unter den Nationalsozialisten zwischen 1938 und 1943 zurück. Die Fassade wurden abgeschlagen und im alten Stil neu gemacht. Der Dachstuhl wurde 1940 errichtet. Viele Details im Inneren des Hauses stammen noch aus dieser Zeit.

aktueller Baustellenfortschritt Salzburger Vorstadt 15 aktueller Baustellenfortschritt Salzburger Vorstadt 15
Baustellenkamera: © Sebastian Andreas Sieberer, Sìproductions

Baufortschritt

Hier können Sie anhand eines täglich aktualisierten Bildes der Baustellenkamera den Fortschritt auf der Baustelle mitverfolgen.

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